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Ein neuer Hund – Wann ist der richtige Zeitpunkt?

Wann ist die Zeit für einen neuen Hund richtig?

Wenn es Dir wie den meisten Hundebesitzern geht, stellt sich irgendwann die Frage, ob nach dem Tod des geliebten Hundes jemals nochmal ein anderer Hund Einzug ins Leben erhalten wird.

  • Ist es Verrat am alten Kameraden, seinen Platz „aufzufüllen“?
  • Reißt der neue Hund vielleicht Erinnerungen auf, die besser verdrängt geblieben wären?
  • Wird man überhaupt nochmals einen Hund finden, mit dem man so unbeschwerte Momente erleben kann wie mit dem alten?

Diese und vergleichbare Fragen stellen mir Menschen häufig, sobald sie die schlimmste Phase der Trauer überstanden haben und sich allmählich wieder Gedanken über ihre Zukunft machen können und wollen.

Oftmals schwingt dabei eine gehörige Portion Skepsis mit: Zweifel, ob man schon wieder bereit ist, sich auf einen neuen Hund einzulassen, machen sich breit. Ein schlechtes Gewissen höre ich hier und da ebenfalls heraus und manchmal hat es den Anschein, als würden sich die Menschen gerne von mir die Erlaubnis einholen, sich näher mit diesem Gedanken befassen zu dürfen.

Grund genug also, meine Überlegungen dazu in Papierform zu bringen 🙂

Du machst Fortschritte bei der Trauerbewältigung  – das ist großartig

Zunächst einmal sollte festgehalten werden, dass allein das Aufkommen der Frage ein großartiges Zeichen ist, dass Du hinsichtlich der Trauerbewältigung Fortschritte machst!

Ich habe bislang noch keinen Hundebesitzer getroffen, der sich diese Frage unmittelbar nach dem Tod seines Hundes gestellt hat. In der ersten Zeit nach dem Abschied ist diese Frage undenkbar und vielfach wird ein neuer Hund kategorisch abgelehnt („auf keinen Fall …“).

Das ist völlig normal und bei der Intensität der Bindung auch einfach nachvollziehbar. Erst im Zeitverlauf weichen wir zunehmend von diesem extremen Standpunkt ab und öffnen uns für alternative Sichtweisen auf eine mögliche Zukunft mit einem anderen Hund.

Es ist also schön und positiv, dass Du im Prozess so weit bist, Dir Gedanken um deine „Hunde-Zukunft“ zu machen – ein schlechtes Gewissen brauchst du deshalb nicht zu haben.

Die Zielsetzung bestimmt die Sinnhaftigkeit der Überlegung

Zentral im Kontext der Fragestellung, ab wann es sinnvoll ist, einen neuen Hund ins Leben zu holen ist die Frage nach dem intendierten Effekt – was erhoffst Du Dir von einem neuen Hund?

Geht es darum, den alten Kameraden zu ersetzen?

Oder möchtest Du deine Zeit einfach wieder erfüllt mit jemandem teilen?

Es ist ganz essentiell und wichtig, in dich hineinzuhorchen und dieser Frage ehrlich auf den Grund zu gehen!

Die Antwort auf diese Frage macht den Unterschied aus, ob ein neuer Hund für dich tatsächlich schon in Frage kommt oder ob Du besser noch einige Zeit mit dieser Entscheidung warten solltest.

Hoffst Du insgeheim, dass Du einen Hund findest, der praktisch ein Klon deines alten Kameraden ist und mit dem alles wird wie früher?

Mit dieser Zielsetzung wirst du kläglich scheitern, denn so einen Hund wirst du kaum finden.

Geht es Dir stattdessen eher darum, deine liebgewonnenen Routinen und die Zeit draußen an der frischen Luft wieder mit jemanden zu teilen bzw. überhaupt einen Grund zu haben, einen Fuß vor die Tür zu setzen?

Dann fußt die Überlegung nach einem neuen Hund auf einem ganz anderen Fundament und die Auseinandersetzung damit erscheint mir deutlich sinnvoller als im vorherigen Fall.

Der neue Hund als neue Erfahrung – Nicht als „Ersatz“ für den alten Kameraden

Die größten Zweifel fußen oft auf einem – in meinen Augen falschen – Verständnis von Loyalität gegenüber dem verstorbenen Hund.

Wie kurz zuvor angerissen, plagt viele Menschen ein schlechtes Gewissen, dass sie ihren alten, verstorbenen Hund durch die Anschaffung eines neuen Hundes verraten und die gemeinsame Zeit und den Wert der Beziehung herabwürdigen.

Es weckt vordergründig den Eindruck, dass er wie ein Maschinenteil ersetzt wird.

Aber ist das tatsächlich so?

Ich denke, dass niemand, der diesen Text hier liest, seinen Hund als „ersetzbar“ bezeichnen würde. Das Gegenteil ist viel eher der Fall: Die Intensität der Bindung zum Tierchen und der erlebte Verlust sorgte einst (oder noch immer) für ein hohes Maß an Kummer und Trauer.

An dem Vorwurf einen „Ersatz“ zu suchen (den man sich erfahrungsgemäß ohnehin nur ganz allein macht), ist also gar nichts dran. Er entbehrt jeder Grundlage: Es geht nicht darum, einen „Ersatz“ zu finden oder den alten Kameraden gar zu vergessen.

Das ist in 99% der Fälle weder gewünscht noch realistisch.

Akzeptiere das menschliche Streben nach Wohlbefinden

Was allerdings ein durchaus nachvollziehbarer Wunsch ist, ist die ungewollt frei gewordene Zeit wieder sinnvoll zu füllen.

Niemand kann Dir verübeln, wenn Du dein Leben wieder mit Aktivität bereichern und dich gerne wieder um einen Kameraden kümmern möchtest. Es geht schlicht um Dein Wohlbefinden, deine Gesundheit und das Streben danach sollte stets eine hohe Priorität haben.

Es ist also weder egoistisch noch verwerflich, über einen neuen Hund nachzudenken, wenn daraus für Dich Lebensqualität entspringt – in vielschichtiger Art und Weise.

Ebenso wie Du im Vorfeld nicht absehen konntest, wie sehr dich dein alter Hund bereichern wird, so wird dich mit großer Sicherheit ein anderer Hund auf seine Weise berühren und erfreuen.

Im Neuen liegt auch Hoffnung

Für mich persönlich gilt daher, dass die Frage nach einem neuen Hund nie falsch oder unzulässig ist.

Wer etwas anderes behauptet, ist entweder noch zu tief in der Trauerphase (was völlig ok und absolut wertfrei gemeint ist) oder stellt die Frage aus einem falschen Blickwinkel.

Solange keine schwerwiegenden sachlichen Gründe (z.B. eine veränderte Arbeitssituation, persönliche Gesundheit, Wohnsituation etc.) gegen einen neuen Hund sprechen, ist die Frage aus einer Perspektive des Strebens nach persönlichem Wohlbefinden jederzeit gestattet.

Du bist Dir unsicher oder findest deine Überlegungen, Zweifel und Sorgen nicht im Text reflektiert? Schreibe mir gerne für einen persönlichen Austausch!

 

 

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26 Kommentare

  • Leonie says:

    Vielen Dank für diesen Beitrag. Wir mussten uns vor Kurzem von unserem Collie verabschieden. Glücklicherweise konnten wir ihn auf einem Tierfriedhof bestatten lassen und konnten zur Gestaltung des Grabes beitragen. So etwas kann den Abschied um einiges leichter machen. Zwar soll bald wieder ein Vierbeiner bei uns einziehen, jedoch muss sich der Zeitpunkt entsprechend anfühlen.

  • Beatrix says:

    Erstmal Danke an dich Markus und das du diese tolle Seite ins Leben gerufen hast. Sie hat mir in meinen schwersten Stunden unendlich Kraft gegeben, wir mussten uns nach nur 8 Jahren von unserem John Boy verabschieden. Er hatte Krebs und die Entscheidung ihn gehen zu lassen war mehr als schwer auch wenn der Kopf wusste , es ist für ihn eine Erlösung. Auch heute 2 Monate später ist es oft richtig hart ohne unseren Beschützer. Denn das war er auf eine tolle Art und Weise. Trotzdem haben wir uns dazu entschieden wieder einen neuen Freund in unser Herz und unser Leben zu lassen. Die aktive Bewältigung der Trauer durch dein Buch und die vielen Berichte anderer Trauernden hat uns geholfen bei der Entscheidung. An dieser Stelle wünsche ich allen ganz viel Kraft , Mut und Liebe in den schweren Tagen. Wir werden immer mit großer Wehmut a John Boy denken. Das wäre auch ohne einen neuen Freund so geblieben das war ebenso ausschlaggebend für ein, ja wir möchten wieder zu dritt die Welt entdecken, es hat uns gut getan das Leben mit John Boy. Liebe Grüße Euch allen Bea

  • Viola lippke says:

    hallo hallo ! ich habe vor 11/2 Jahren meine liebe Mini nach 17 Jahren gern lassen müssen! sie war mein ein und alles und auch ein Kinderersatz! jetzt habe ich einen neuen 5,5 jahre alten welpen ! aber ich kann mich irgendwie nicht freuen! bin sehr abgespannt ! und muss ständig weinen ! habe ich es falsch gemacht mir einen neuen zu holen ???

    • Moni says:

      Mir geht’s genau so…. Mein Hund hatte auch leider diesen scheiss Krebs, ansonsten war er immer Gesund, gutes Gewicht Gute Zähne, Herz, Lunge und usw. Alles war ok immer, bis dieser fuck Krebs kam. Auch ich habe mir eine neuen Hund geholt natürlich einen andere Rasse um nicht zu vergleichen.
      Aber auch ich kann mich noch garnicht richtig freuen. Ich muss ganz oft an meinen Begleiter denken, er war so toll. Gut erzogen, mit alle verträglich, verspielt, ruhig im Haus, kein Beller… Ich war so stolz auf ihn.
      Ich habe Angst, dass ich niemals so lieben kann, wie mit dem 1.Hund.

  • Angelika says:

    Jeder Hund ist einzigartig, hat seinen Vorlieben, liebenswerten Macken und Angewohnheiten, die wir vllt. etwas strange finden. Aber wir lieben unsere Hunde und sie uns.
    Wenn der Hund stirbt, bricht unsere Welt in sich zusammen, denn die Schnüffelnase ist nicht mehr da, kann nur noch in der Erinnerung zurückgerufen werden, „lebt“ noch eine Zeitlang in Videos weiter…
    Mein Casper war ein einmaliger Hund, witzig, auf eine nette Art frech, ein kleiner Weltenbummler und immer für eine Überraschung gut. Im Alter von 2 Jahren ging er eines Morgens los und kam erst 6 Wochen später wieder nach Hause… zum Gl+ck wurde er in Lüttich aufgegriffen, sein Chip gescannt und … Wiedervereinigung.
    Mit gut 16 Jahren starb er eines Tages unangekündigt in meinem Beisein , mit Tränen in den Äuglein-
    Sechs Wochen später sah ich auf FB einen Notruf, ein junger Hund aus dem Auslandstierschutz war vom Tode bedroht und musste schnellstmöglich vermittelt werden. da habe ich nicht lange gezögert, ich wollte einem heimatlosen Hund ein schönes Heim bieten und auch wieder eine fellnase um mich haben.
    Innerhalb von zwei Tagen war er bei mir, hat mich sofort in sein Hundeherz geschlossen und ist unglaublich anhänglich und lieb, läuft immer hinter mir her…
    Und ich liebe diesen Schatz ebenfalls, liebe auch weiterhin seinen Vorgänger und habe nicht den Eindruck, Cassi durch Charlie ersetzt zu haben. Sondern zwei entzückenden Hunden und mir die Chance auf ein liebevolles Zusammenleben gegeben.

  • Jule says:

    Hallo an alle!

    Mein Hund Pumba ist vor 2 Tagen gestorben. Er wurde nur 7 Jahre alt. Es war ganz plötzlich, er ging als ich in der Schule war. Er wurde von einem Zug überfahren. Am Morgen hat Pumba noch in meinem Bett geschlafen und mich ganz lieb angesehen. Pumba war gesund, top fit und voller Lebensfreude. Als ich von der Schule kam war noch alles gut, ich habe mir nichts dabei gedacht das Pumba nicht da war. Dann kam meine Mutter nach Hause und hat geweint und mir von dem Verlust erzählt. Ich konnte es nicht glauben, ich dachte es wäre ein Witz. Als ich realisiert habe das Pumba nicht wiederkommt bin ich in tränen ausgebrochen. Ich glaube ich habe noch nie soviel geweint. Mittlerweile tut es weh zu weinen, da ich in den letzten 48 Stunden soviel geweint hatte.
    Pumba war alles für mich. Mein Lebensgefährte und mein bester Freund. Er hat immer gemerkt wenn es mir schlecht ging und mich aufgemuntert. Mit seiner dusseligen und tollpatschigen Art hat er die Welt Bunt gemacht. Jetzt ist der Weg. Er wird nie wieder auf mich warten, wenn ich von der Schule komme und mit mir in den unpassendsten Momenten spielen wollen. Ich kann es nicht glauben, so kurz vor Weihnachten…

    Nun will sich meine Familie einen neuen Hund zulegen. 2 Tage nach dem Tod von Pumba. Mit der Ausrede: ,,sonst kommen wir nicht über Pumba hinweg..“
    Das ist der falsche Weg! Für mich wollen sie Pumba nur ersetzen und sich nicht mehr zulassen zu trauern. Wir sind eine 5 köpfige Familie und alle außer mir sind dafür. Ich versteh es nicht wie sie jetzt schon darüber nachdenken können. Da alle dafür sind und ich überstimmt bin, habe ich das Gefühl nichts machen zu können. Bald wir hier ein neuer Hund sein und ich hasse die Vorstellung. Ich kann Im Moment keinen neuen Hund lieben und so behandeln wie es jeder Hund verdienen sollte.
    Ich weiß nicht was ich machen soll und hoffe auf eventuelle Tipps.
    Danke fürs durchlesen meiner aktuellen Lage.
    Liebe Grüße
    Jule

    • Elena says:

      Hallo, erstmal tut es mir schrecklich leid um deinen Verlust. Ich weiß, wie es ist, wenn der Hund zugleich auch bester Freund und vielleicht auch Kind ist. So ging es mir auch mit meinem Barny. Er war über 11 Jahre an meiner Seite und hat mir stets über den Tod anderer Tiere hinweg geholfen. Leider musste ich meinen Schatz am 20.12.22 über die Regenbogenbrücke gehen lassen. Barny hatte im September Epilepsie entwickelt, die Ursache war unklar. Zunächst stellten wir ihn auf Medikamente ein. Die Anfangszeit war schrecklich. Durch die Nebenwirkung konnte er kaum richtig gerade laufen und ich merkte dass unser Abschied naht. Nach vier Wichen bekam er wieder 2 Anfälle , wir erhöhten die Medikamente und wie durch ein Wunder ging es ihm besser. Er lief wieder etwas größere Runden und genoss das doch noch gute Wetter. Dennoch konnte man sehen, wie schwach/alt er geworden war. Doch so schöne Moment lassen einen stets Hoffnung schöpfen. Nach 6 Wochen gab es wieder zwei Anfälle innerhalb von 3 Stunden. Erneut Medikamentenerhöhung, doch Barny fing an kaum noch raus zu wollen. Für das große Geschäft ging er noch in den Garten, auch Nachts weckte er mich noch. Pipi ließ er jedoch einfach unter sich laufen. Oft fehlte ihm die Kraft aufzustehen. Am 18. 12 lag er fast 16 Stunden im Korb und schien nichts mehr mitzubekommen. Nur manchmal hob er den Kopf um zu sehen ob ich da war. Während ich mit dem Tierarzt sprach, stand er aber nach 16 Stunden plötzlich auf, fraß und ging kurz in den Garten. Dieser kleine Moment machte uns Hoffnung und wir versuchten es nochmal mit weiteren Schmerzmitteln. Letztendlich brachte es nichts Barny konnte nicht mehr. Montagnacht brach er mir vor der Gartentür zusammen und ich wusste die Zeit war da. Den Dienstag darauf durfte er in meinen Armen, zu Hause seine letzte Reise antreten. Ich werde diesen Moment nie vergessen und habe mir die Tage danach furchtbare Vorwürfe gemacht, wie ich mein Baby gehen lassen konnte. Ich weiß es war richtig und doch wünschte ich noch einmal bei ihm sein zu können. Barny war nie unkompliziert und doch hätte ich ihn für nichts auf der Welt hergegeben. Dennoch… werde ich mir wieder einen Hund holen.
      Kein Hund kann meinen Barny ersetzen, so wie auch niemand deinen Pumba je ersetzen kann. Doch jeder Mensch trauert anders. Meine Schwester hat nach dem Tod ihrer Hündin sich am nächsten Tag einen Welpen geholt, weil sie Angst hatte in ein Loch zu fallen. In das Loch fiel sie dennoch, doch mit dem kleinen Welpen an ihrer Seite schaffte sie es in den Alltag zurückzufinden. Das heißt nicht, dass die Trauer weniger weh tut. Meine andere Schwester hat vor drei Jahren einen Hund verloren und sich erst nach Monaten einen neuen Hund geholt. Sie liebt auch diesen Hund über alles und doch vermisst sie ihren ersten Hund noch immer.
      Glaube mir, auch du wirst den neuen Hund eurer Familie lieben, doch er wird nie Pumba ersetzen und das wird auch so bei deiner Familie sein. Stattdessen wird dieser Hund euch noch intensiver an Pumba und vergangene Zeiten denken lassen. Aber dabei werdet ihr auch lachen können und nach all der Trauer dankbar an die gemeinsamen Moment mit Pumba zurückschauen. Ich hoffe, dass du für dich die Möglichkeit findest einem neuen Hund Platz in deinem Herzen zu geben. Denn Pumba wird für immer unvergessen bleiben

    • Brigitte says:

      Hallo Jule,
      ich kann dich sehr gut verstehen. Meine Hündin Olivia ist drei Tage nach Pumba gestorben und ich bin noch immer völlig verzweifelt. Obwohl ich immer wußte, dass ich nach Olivia auch wieder einen Hund haben würde, wäre es mir jetzt noch viel zu früh. Zuerst muß ich mal meine Trauer verarbeiten.
      Wenn du überstimmt bist, wirst du wohl nichts machen können, aber so schnell geht es normalerweise ja auch nicht, bis man einen Hund bekommt. Man muß ja erst mal einen finden und wenn er aus dem Tierschutz ist, dann vergehen sowieso ein paar Wochen, bis alle Formalitäten erledigt sind. Ich denke, du hast trotz allem noch ein wenig Zeit, bis ein neuer Hund bei euch einzieht. Vielleicht ist es dann schon ein wenig leichter für dich. Und wenn ein neues Tier da ist, dann vergiss nicht – er hatte keine Wahl, bei euch einzuziehen. Vielleicht kannst du ihm ja mit zurückhaltender Neugier begegnen, bis deine Trauer sich irgendwann ein wenig gelegt hat.
      Ich wünsche Dir viel Kraft in der nächsten Zeit, um deine Trauer zu bewältigen.
      Viele liebe Grüße

    • TINA says:

      Liebe Jule,
      ich selbst stecke zwar auch in einer für mich schwierigen Situation, möchte aber dennoch ein paar Zeilen an dich richten.
      Wir alle hier wissen, wie schmerzlich der Verlust unseres Tieres ist und kämpfen täglich mit uns und den Tränen. Auch heute habe ich hier wieder geschrieben…
      Unser erster Hund zog in die Familie, als ich 8 Jahre war. Sie verstarb kurz nach meinem 18. Geburtstag. Unsere Familie war so sehr am Trauern, daß mein Vater schon 2 Wochen später einen neuen Hundewelpen holte. Gemäß meiner Erinnerung wurde das nicht groß besprochen – er tat es, weil er unser aller Leid nicht mehr ertragen konnte.
      Kaum war dieser kleine Welpe da, war die Welt wieder rosiger und die Ablenkung ließ uns den Schmerz um den Verlust wesentlich leichter ertragen und verarbeiten.
      Unsere erste Hündin, und auch die 2 die folgten, habe ich bis zum heutigen Tage nicht vergessen !

      Ich bin nun Mitte 50, habe vor 7 Monaten meinen ersten eigenen Hund verloren nach knapp 13 Jahren und wünschte mir so manches Mal, irgendwer hätte mir zeitnah einen neuen Hund in den Arm gelegt…Nun muß ich jedoch ganz alleine die Entscheidung treffen, ob ich es möchte oder nicht. Niemand nimmt mir diese Entscheidung ab…aber ich wünschte mir, es wäre so…

      Was ich damit sagen möchte:
      Wenn ein neuer Hund kommt, dann wirst du auch diesen in dein Herz schließen und er wird dir unglaublich viel Trost spenden und dir die Trauer um den Verlust erleichtern. Bitte quäle du dich nicht auch so lange wie ich ! Du wirst Pumba immer an erster Stelle in deinem Herzen und in deinen Erinnerungen tragen – daran wird sich auch mit einem neuen Hund nichts ändern. Aber es ist noch mehr Platz in deinem Herzen 🥰 davon bin ich fest überzeugt.
      Laß es zu…es wird dir sicherlich gut tun bei der Bewältigung deiner Trauer.

      Mit ganz lieben Grüßen und vielen guten Wünschen für dich,
      TINA

    • Susanne says:

      Hallo Jule,
      mir tut dein Verlust so leid. Ich habe meinen Shawn vor zwei Tagen über die die Regenbogenbrücke gehen lassen müssen. Es war sehr schwer, noch dazu würde die Einschläferung falsch gemacht. Er bekam keine Narkosespritze und hat so sehr gelitten. Es ist ein Trauma.
      Meine Tochter möchte nun so schnell wie möglich eine Katze. Ich kann das noch nicht mitmachen. Wir sagen ihr nun, dass wenn eine Katze kommt, dann auch der neue Hund, zusammen, der irgendwann mal kommen wird, sich verstehen müssen. Es soll keinen Druck geben, denn das neue Tier spürt, wenn wenigsten eine der Familie, in dem Fall du, noch nicht fertig sind mit der Trauer. Das verunsichert den Hund und es kann zu Verhaltensauffälligkeiten kommen. Bitte sage dies deiner Familie. Die Gefahr ist groß, das der neue Hund immer mit dem alten verglichen wird. Und der neue Hund kann NIE in die Fußstapfen des alten treten.

      Vielleicht habe ich dir zwei starke Argumente gegeben. Ich hoffe es.
      LG
      Susanne

  • liselotte says:

    Wir mußten unseren Kangal vor sechs Wochen gehen lassen.Diese Entscheidung treffen zu müssen, war mit die schwerste in meinem Leben.Er war mein ein und alles, aber ihn leiden zu sehen brach mir das Herz. Ich hab mir geschworen nie wieder einen Hund zu haben.Die Zeit nach seinem Tod war schrecklich, denn alles und überall wurde ich an ihn erinnert. Nach vier Wochen las ich eine Anzeige von jemanden, der seinen Hund abgeben wollte, weil sich seine Familiensituation so verändert hat, dass es für den Hund nicht mehr optimal wäre. Er ließ die Hündin eine Woche zur Probe bei uns, denn auch ich wollte erst mal sehen, ob ich das schon hin bekomme. Sie akzeptierte mich sofort und wich mir nicht mehr von der Seite. Da war klar, dass sie bei uns bleibt. Eigentlich wollte ich eine andere Rasse, aber nun ist es wieder die gleiche geworden. Ihr Charakter ist aber in vielen Sachen anders und das ist auch gut so. Ich habe unseren Hund deswegen aber nicht vergessen. Ich denke sehr viel an ihn und vermisse ihn unendlich, aber ich gönne ihm jetzt seine Zeit ohne Schmerzen .Manche Leute machen es mir zum Vorwurf, dass man die Hunde wechselt wie ein Handtuch. Das tut sehr weh, aber ein Leben ohne Hund geht einfach nicht.

  • Tina says:

    Hallo ihr lieben Hunde-Eltern,
    Ich weiß gerad gar nicht, wie ich auf diese Seite gestoßen bin, aber ich habe sie soeben inhaliert. Nun weiß ich, ich bin nicht allein… Eure Geschichten haben mich sehr berührt und auch ich habe vor 9 Wochen meinen geliebten Hund über die Regenbogenbrücke gehen lassen müssen. Er hatte zwar etliche sehr ernste Wehwechen, aber er hielt sich tapfer bis zum Schluß mit 12 Jahren und 8 Monaten. Seit seiner schlimmsten Diagnose fürchtete ich den Tag X, welcher jedoch mind. ein halbes Jahr später als prognostiziert sein sollte. Wir verbrachten noch einen schönen Urlaub zusammen, in welchem er allerdings schon erste schlechte Nächte hatte. Zwei Tage später, wieder zuhause, erlitt er das Vestibulärsyndrom und ich wich ihm tagelang 24 h nicht mehr von seiner Seite. Diese Zeit war unglaublich innig, jedoch wußte ich nicht, daß ich mich in der Phase der Sterbebegleitung befand und hoffte bis zuletzt , er möge sich erholen. Einen Tag zuvor schien es auch tatsächlich wieder bergauf zu gehen und er forderte das erste Mal, in stark geschwächtem Zustand, eine Morgenrunde ein. Ich war so happy, glaubte, das Schlimmste sei überstanden. Am Tag darauf ging es doppelt so tief bergab und ich fürchtete um den besagten Blick, mit welchem er mich um Sterbehilfe bitten würde…und er schickte ihn mir !
    Ab dem Moment war ich nicht mehr ich selbst. Eine Freundin half mir, die Situation besser einzuschätzen, da ich es nicht wahrhaben wollte. Wie in Trance, von Weinkrämpfen geschüttelt, leitete ich alles in die Wege. Immer noch mit der Hoffnung, daß das alles nur ein böser Traum wäre und es doch bestimmt noch eine Wunderspritze gäbe. Doch sein Zeitpunkt war gekommen und ich hörte mich zum Tierarzt sagen, ob ich nicht auch eine solche Spritze bekommen könnte und mitgehen dürfte, während ich ihn in meinen Armen hielt.

    Während ich diese Zeilen schreibe, laufen Tränen an meinen Wangen herunter. Der einzige Trost für meine Entscheidung war, daß ich meinem Hund schweres Leid ersparen konnte. Doch die Vorwürfe, die ich mir selbst mache, bleiben irgendwie. Alle sagten, ich hätte das Richtige getan und er war ja auch schon so krank…und jetzt ginge es ihm besser. Welch lieb gemeinter und doch so schwacher Trost.

    Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht weine. Seine Leine hängt an der Garderobe, sein Körbchen steht noch da – ich kann nichts wegräumen und ihn damit aus meinem Leben räumen. Einen Monat lang habe ich sogar morgens den Wassernapf gefüllt – ich brauchte noch ein wenig diese Routine schien mir. 4 Wochen später flog ich mit einer Freundin für 4 Tage in die Sonne – ich konnte endlich einmal abschalten und dachte den ganzen Tag nicht an ihn, nur wenn ich abends zu Bett ging. Ich glaubte, ich hätte das Schlimmste überstanden.

    Als ich heimkam, nein es war sogar schon im Flieger, kamen jedoch wieder die Tränen und die Woche danach zuhause war schlimmer als je zuvor. Ich brauchte ganze 2 Monate, bis ich bereit war, mich von ihm in seiner Pappurne zu trennen und ihn an einem schönen Ort in den Garten zu bringen. Bis zu dem Zeitpunkt lag diese in seinem Körbchen, mit Blümchen dazu…Fotos…einer Kerze…wie ein Schrain.

    Es war schon immer mein großer Traum, selbst einen Hund halten zu dürfen. Nach für mich sehr schwierigen Lebensphasen war es dann eines Tages soweit. Unser Start war holprig und die Rasse erwies sich als recht erziehungsresistent, doch irgendwie wurden wir dann ein super Team und wuchsen zusammen. Mein Hund bedeutete mir alles, zuweilen mehr als meine Familie würde ich sagen. Dieses bedingungslose Vertrauen und die Liebe waren für mich das Beste, was ich je erlebte. Ja, ich gestehe: mein Hund war für mich mehr als nur ein Hund und ich schäme mich dessen nicht. Es gab für mich nichts Schöneres…und nun ist er fort aus meinem Leben und ich fühle mich innerlich leer und einsam.

    Nach über 20 Jahren Verantwortung und Pflichten mit Kind und Hund und Ehemann, habe ich nun plötzlich wieder Freiheiten wie ein Single. Mit meiner neugewonnenen Zeit weiß ich gar nichts anzufangen. Ich war stets getaktet, hatte mein Leben sozusagen um meinen Hund herum strukturiert. Feste Abläufe, in denen ich mir so manches Mal mehr Zeit für mich gewünscht hätte…und nun ist diese da und fühlt sich tot an. Ich habe Hobbies, Freunde, meine Familie, aber die Familie ist nicht mehr vollständig.

    Um mir meine Trauer ein wenig zu erleichtern und die langen Tage zu füllen, habe ich mich relativ schnell auf den Tierschutz-Seiten getummelt und war sogar inzwischen bei 3 Züchtern einer anderen Rasse. Warum ? Alle um mich herum sagten: Und…neuer Hund irgendwann ? Aber doch bestimmt nicht wieder DIESE Rasse ! Doch ich habe schon zu Lebzeiten meines Hundes sehr oft gesagt, egal wie schwierig er manchmal war…eigentlich ist er mein Spiegelbild und der beste Hund, den ich mir je an meiner Seite hätte wünschen können. Ich bin froh, daß ich es ihm auch zu Lebzeiten gezeigt und gesagt habe und diese Erkenntnis nicht erst DANACH hatte. Das tröstet mich ein wenig.
    Anfangs sagte auch ich: Nie wieder einen Hund…ich will das alles nicht noch einmal durchmachen müssen…
    Mittlerweile habe ich meine Meinung geändert, denn er wird stets an erster Stelle in meinem Herzen sein – und das weiß er auch. Ich hatte sogar eine Tierkommunikatorin aufgesucht, um Antworten auf meine vielen Fragen zu finden..
    Meine Bereitschaft für neuen Familienzuwachs wächst langsam wieder, aber ich ertappe mich stets dabei, daß ich nach einem Hund suche, der meinem lieben zumindest optisch ähnelt. Irgendwie springt jedoch kein Funke über, für keinen Hund aus dem Tierschutz und auch sonst für keine andere Rasse. Stellt sich folglich für mich die Frage: Doch wieder die selbe Rasse ??? Mit allen damit vielleicht verbundenen Schwierigkeiten ? Schaffe ich das noch einmal ? Fange ich dann nicht ständig mit Vergleichen an und würde im Zweifel sogar noch die Namen verwechseln ?
    Derzeit komme ich aus dieser Gedanken-Schleife nicht raus. Vielleicht bedeutet es ja auch, daß ich noch nicht wirklich bereit bin und mich in Geduld üben sollte. Ich hoffe sehr, daß ich irgendwann aus mir selbst schlau werde und dann den Schritt wage, einen neuen Hund in mein Leben aufzunehmen.
    Danke an euch, die ihr meine Zeilen gelesen habt und vielleicht ähnliches durchmacht…

    Tina

    • Guido says:

      Hallo Tina. Ich musste nun meinen Über alles geliebten Murphy ( Mischling aus Labrador und American Bulldog ) leider im alter von nur 9 Jahren am Freitag den 9.12.2022 Mittag um kurz nach 12 Uhr gehen lassen.
      Es war nun in den 25 Jahren die ich einen Hund an meiner Seite hatte nun schon der vierte Abschied und ich bin am Boden zerstört. Es ging alles so schnell er ist eine Woche vorher beim Nachmittags Spaziergang Plötzlich hinten rechts zusammen Gebrochen und konnte nicht mehr Auf stehen geschweige laufen. Diese scheiß elendige stille und leere bei mir ist so Grausam es zerreißt mir das Herz….
      Obwohl ich es nun schon 4 mal mitgemacht habe ist es wieder so schwer und schlimm es ist unbeschreiblich.
      Das schlimme ist wie du ja auch geschrieben hast diese leere und die Zeit die man nun hätte aber mit der man nichts Anfangen kann.
      Wir waren die letzten knapp 3 Jahre fast 24 Stunden zusammen durch mein Home Office , er hat mich überall hin begleitet…Wir waren ein super Team. Und nun das….Nun weiß ich auch noch nicht weiter aber ich glaube mein geliebter Murphy würde nicht wollen das ich alleine bleibe…Und ein Leben ohne Hund ist eh sinnlos. Mfg Guido

      • TINA says:

        Guten Morgen lieber Guido,

        ich war lange und bewußt nicht hier…
        Es tut mir unendlich leid für deinen Murphy und für dich ! Wir sitzen hier ja alle in dem selben Boot und ich bin wirklich froh darüber, daß es diese Seite gibt zum Austausch.
        Den ein oder anderen Kommentar hatte ich in den vergangenen Monaten hier bereits hinterlassen und meine ganze Geschichte, meine Gedanken, meine Ängste, Sorgen und ich weiß nicht was noch niedergeschrieben. Allein das Schreiben hilft mir schon ungemein – vielleicht geht es dir ähnlich. Nachdem mein soooo geliebter Nante den Gang über die Regenbogenbrücke gehen mußte, habe ich ja sehr viel darüber nachgedacht und gehadert …auch ich habe in meinem Leben mittlerweile den 4. Abschied von einem Hund hinter mir. Seit meinem 8. Lebensjahr haben wir Hunde in der Familie. Es wird niemals einfacher oder leichter – es ist jedesmal das Schlimmste, was man erleben kann finde ich.
        Nun hatte ich mindestens 3 Monate gebraucht, um zu erkennen, daß mein Schmerz um den Verlust noch sehr lange bis ewig dauern würde. Ich begab mich intensiver auf die Suche nach einem neuen Wauzi an meiner Seite. Ich habe sehr viel und intensiv versucht, in mich hinein zu horchen. Ich habe versucht mir vorzustellen, wie mein Leben nun ohne Fellnase aussehen würde oder könnte…was ich nun alles machen könnte ohne „Verpflichtung“ und „Gebundenheit“. Das Fazit war leider echt kläglich: Ich wußte noch immer nichts mit mir anzufangen. So beschloß ich dann, es zuzulassen. Ich fand einen Züchter, der mir gefile und sagte einem Welpen zu. Zuhause angekommen war ich plötzlich wie „angeknipst“ und begann die Ausstattung zu bestellen für den Familienzuwachs, der auch nur 2-3 Wochen später einziehen sollte. Mein Mann und ich fuhren noch für ein paar Tage an die Nordsee und genossen das herrliche Wetter, während unsere Tochter zuhause alles aufbaute. Ich weinte nahezu täglich, wenn ich all die Hundehalter sah. Auch wir hatten hier oft mit Nante Urlaub gemacht…
        Im Urlaub bekam ich dann die Mitteilung, daß meine Mutter in die Klinik kam. Sie war pflegebedürftig, etwas dement und sehr wackelig inzwischen und war schon öfter in der Klinik (naja, mal war dies und mal das halt). Nach dem Anruf mußte ich weinen …dieses Mal war irgendetwas anders…
        Ich spürte etwas seltsames…wir fuhren heim und ich besuchte meine Mutter fortan fast täglich in der Klinik. Sie freute sich auf den neuen Hund…aber ich war plötzlich nicht mehr in der Lage, den Hund abzuholen. Ich packte alles wieder ein, sagte heulend den Hund ab…meine Mutter war nun wichtiger und ich stellte meine Bedürfnisse folglich ihnen an.

        Meine Mutter wurde binnen 3 Wochen 3 Mal operiert und wir bangten um ihr Leben. Sie schaffte es und kam zurück ins Pflegeheim. Wir waren zuversichtlich…doch 3 Tage später saß ich mit meinem Bruder -völlig überraschend- an ihrem Bett und begleitete sie auf ihrer letzten Reise………
        Der Schock saß tief, der Hund abgesagt, es ging allmählich auf die Weihnachtszeit zu….
        Der Verlust meiner Mutter, nur knappe 4 Monate nach dem Verlust meines Hundes, warf mich total zurück. Von einer Trauer zur nächsten…ich dachte, ich bin nun reif für einen Therapeuten. Wie soll ich das alles bewältigen, zumal ich gerade wieder neuen Mut gefaßt hatte, mein Leben wieder zu strukturieren !?!
        Mein erster Gedanke war: Weihnachten bin ich keinesfalls zuhause an meinem Tisch ! Ich kann einfach nicht mehr…und buchte ein paar Tage Ostsee über Heiligabend. Meine Familie machte das alles mit…die armen…doch wir überstanden die Zeit irgendwie, stets in der Hoffnung, 2023 wird alles besser.

        Silvester nahm ich mir dann den Vorsatz, mein Leben wieder anzugehen. Ich wußte, ich MUSS eine Entscheidung treffen – andernfalls geht mein Leben zuhause trostlos und mit täglichen Tränen weiter. Es wird sich niemals etwas an meinem Zustand ändern, wenn ICH es nicht angehe.

        Vor 3 Tagen führte ich ein Gespräch mit einer Züchterin – Besuchstermin für gestern gemacht. Am Folgetag traf ich mich mit einer Freundin nach sehr langer Zeit wieder und hatte eine wunderbare Zeit mit ihr. Neuer Lebensmut oder so ähnlich…ich kam von diesem schönen Treffen nachhause und entdeckte eine Nachricht auf meinem handy: der Hund meiner lieben Freundin ist am Vortag mit 14 Jahren gegangen……..es war Emma, die beste Freundin von meinem Nante. Sie hat mich sehr getröstet nach Nantes Tod…
        Noch ein Verlust, wieder Tränen, wieder Trauer…ich habe noch nicht mit meiner Freundin gesprochen – sie möchte aktuell zu nichts und niemandem Kontakt. Das respektiere ich, auch, wenn es mir unendlich schwer fällt.

        Mit diesen Gedanken fuhr ich nun gestern zu der Züchterin, schaute mir die Welpen an. Einer ist noch frei und die Chemie scheint zu stimmen. Ich bin mit dem festen Vorsatz hingefahren, meinem Leben hier und heute eine Wendung zu geben. Es muß einfach etwas passieren, sonst werde ich irgendwann krank !
        Ich bin sehr wählerisch und suche im Bezug auf Hund die Nadel im Heuhaufen oder was auch immer. Die Züchterin ist absolut seriös, die Aufzucht ausgesprochen liebevoll, ruhig und gewissenhaft. Ich möchte einen Hund für meine nun kranke Seele.
        Alles stimmig, obwohl der Hund nicht wirklich unseren optischen Vorstellungen entspricht. Doch das Wesen zählt und ich brauche Balsam für meine nun so gequälte Seele.
        Stunden verbrachte ich dort und dann war es soweit, denn es gibt noch andere Interessenten. Ich mußte eine Entscheidung mitteilen. Ich war etwas überfordert – wollte ich doch erst einmal wieder nachhause fahren und mit meinem Mann nochmals darüber sprechen.
        Wenn ich eines nicht mag ist es, mir eine Pistole auf die Brust zu setzen ! Damit hatte ich nicht gerechnet. Meine Tochter und ich gingen kurz spazieren…ihr gefiel die Zucht, aber der Hund nicht optisch. Ein wenig mußte ich ihr beipflichten, aber das Wesen dieser Hunde ist wirklich unglaublich und so entschied ich. Jetzt oder nie ! Wenn ich jetzt nicht JA sage, dann war´s das ein für alle Mal. Ich kann einfach nicht mehr…Ich sagte zu, tätigte die erforderliche Anzahlung und wir fuhren heim mit sehr gemischten Gefühlen.
        Mit genau diesen sitze ich nun gerade auch hier und schreibe diese Zeilen.

        Aktuell ist alles bei mir möglich. Ich weiß noch nicht, ob ich mich freuen soll oder weinen, ob ich absage und dann das Geld verliere. Mir ist derzeit so ziemlich alles irgendwie egal – klar denken kann ich schon seit 7 Monaten nicht mehr. Doch ich möchte wieder einen Weg zurück in mein Leben finden. So seltsam das auch klingen mag. War es nun eine unüberlegte Kurzschlußhandlung ? Wird endlich wieder alles besser, wenn der kleine Mann bei uns eingezogen ist ? Werde ich ihn wirklich so voll und ganz in mein Herz schließen können ?

        Ein Leben ohne Hund fühlt sich so bedeutungslos an, so leer und traurig.
        Täglich gehe ich spazieren, oft mehrmals, und sauge jede Hundebegegnung, jede Berührung und Zuwendung fremder Hunde auf, wie ein Schwamm. In diesen kurzweiligen Momenten spüre ich wieder Leben und Zuversicht und Hoffnung und Liebe und wer weiß was noch alles in mir. Diese Minuten sind wie ein Lebens-Elexier für mich, aber nicht nachhaltig genug leider….DAS erfährt man nur, wenn man sein Leben mit einem Hund teilt. Daher ist es für mich -nach vielen Überlegungen- leider keine Option, Hunde in Pflege zu nehmen oder nur auszuführen.
        Meine Bemühungen um einen Tierschutzhund sind bis dato leider nicht erfolgreich gewesen. Aktuell habe ich auch 2 in Aussicht – einer in der Toskana im Canile sitzend, eine weitere in Bosnien auf einer Pflegestelle. Die beiden gehen mir auch nicht aus dem Kopf und mein Herz blutet bei dem Gedanken, daß diese Hunde irgendwo im Zwinger sitzen. Ohne Zuwendung, ohne Abwechslung, ohne Liebe…
        Ich habe mich sehr viel mit der Thematik befaßt, recherchiert und gesucht. Meine Angst vor den Mittelmeerkrankheiten ist groß. Mein Hund war ständig krank und ich saß alle paar Wochen in der Praxis und fühlte mich meist genauso krank wie er. Ich traue mich nicht wirklich, dieses Risiko einzugehen. Ich bin nicht mehr so unvoreingenommen und frei wie damals. Ich habe Erfahrungen gesammelt, die nicht immer schön waren. Ich weiß, was da auf mich zukommen kann und versuche, die Risiken zu minimieren wenn möglich. Von all den anderen Dingen möchte ich hier nicht weiter sprechen, denn das Thema ist durchaus sehr komplex.
        Ja, ich bin aktuell einfach sehr kompliziert, mache mir mein Leben schwer…aber ich weiß um die Tragweite und die Konsequenzen der Hundehaltung – so, wie wohl alle Hundeeltern hier.

        Aus einem Kommentar wurde also schnell ein Roman 😉

        Für heute war es wohl genug und ich wünsche dir, lieber Guido, und allen anderen Leidensgenossen hier von Herzen alles Liebe und schicke eine riesige Portion Kraft für alles, was kommen mag !

        Fühlt euch allesamt lieb gedrückt 🥰
        TINA

    • Brigitte says:

      Hallo Tina,
      meine liebe Olivia ist am zweiten Weihnachtsfeiertag im Alter von 18,5 Jahren gestorben. Und auch wenn alle jetzt sagen, dass sie ja für ihre Größe (Golden Retriver-Jagdtterrier-Mix) ein biblisches Alter hatte, ist es dadurch nicht leichter, denn sie hat mich quasi ein dritte meines Lebens begleitet, und zwar 24 Stunden am Tag, da sie auch mit auf Arbeit ging. Leider war ihr Tod auch kein schöner, kein Einschlafen oder so.
      Was ich aber sagen möchte ist, dass ich auch schon, während sie noch lebte immer wußte, ich würde auch nach ihr wieder einen Hund haben, denn das Leben mit einem Hund ist eine solche Bereicherung, das können sich Menschen ohne Tiere garnicht vorstellen. Noch bin ich ja in der akuten Trauerphase, aber irgendwann in ein paar Monaten werde ich sicher schauen, ob ich ein Tierchen finde, das zu mir passt. Ich glaube tatsächlich, wenn der Funke bisher noch nicht bei dir übergesprungen ist, dann bist du entweder noch nicht ganz bereit oder du hast noch nicht das passende Tier gefunden. Ich würde weiter suchen, oft ist es so, dass man selbst von den Tieren gefunden wird, und das merkst du dann, weil der Funke dann überspringt.
      Ganz liebe Grüße

      • TINA says:

        Hallo liebe Brigitte,
        Ich danke dir sehr für deine Zeilen hier☺️
        Bevor ich dir jetzt schreibe….ich habe heute morgen bereits einen Roman hier verfaßt.
        Wenn du das gelesen hast, ja …ich kann nicht genau sagen, ob gestern ein Funke übersprang. Inzwischen habe ich schon mehrere Welpen auf dem Arm gehabt und in jedem Wurf ist irgendeiner dabei, bei dem man glaubt, den berühmten Funken zu spüren. Ich glaube ebenso daran, aber bin mittlerweile kaum noch in der Lage, das RICHTIGE zu spüren fürchte ich. Mein Wunsch, einen neuen Hund zu finden ist leider ebenso groß, wie das Wissen um die Verantwortung und die Tragweite des Ganzen…das blockiert mich scheinbar.
        Manchmal denke ich, ich sollte die Suche erst einmal für lange Zeit ruhen lassen…aber ich möchte nun nicht mehr so weitermachen, wie in den letzten 7 Monaten. Für mich gibt es einfach keine andere Option als neues Hundeglück. Darum gebe ich nicht auf und bleibe auch weiterhin dran. Vielleicht wird es ja der von gestern. Ich werde berichten 😉
        GlG, TINA

      • TINA says:

        Liebe Brigitte,
        Ich habe eben nur von mir gesprochen anstatt dir zu sagen, wie sehr ich mit dir fühle und es tut mir unendlich leid wegen Olivia !!!
        Fühle dich lieb gedrückt, TINA

  • Andreas says:

    Hallo. Mein Rhodesian Ridgeback Max 10 Jahre ist vor 3 Wochen an Analkrebs im Endstation verstorben. Unser Vertrauen und Liebe war grenzenlos, dass oft meine Frau oft Neid verspürte. Mein Hund und ich sahen uns in die Augen und die Dankbarkeit sprühte nur so. Ohne meinen Hund wäre die Gesundheit nicht so positiv verlaufen. Um über die Trauer hinweg zu kommen will ich mir wieder einen Hund aneignen, das klingt etwas undankbar und herzlos aber was man mal sehr geschätzt und geliebt hat vergisst niemand. Der andere Hund hat seine eigene Persönlichkeit und ein anderes Wesen. Nach einiger Zeit muss man doch in die Zukunft zurückkehren. Aber das vergessen eines lieben Gefährten verarbeitet jeder Hundebesitzer anders. Wenn man schon nach kurzer Zeit einen erneuten Gefährten an seiner Seite hat spiegelt aber keine Herzlosigkeit. Herzlos erscheint die Person welche preisgibt “ Es war ja nur ein Hund“, aber die Person hat andere Qualitäten.

  • Silke says:

    Hallo Markus,ich bin durch Zufall auf Deine Seite gestoßen und muss Dir schreiben.
    Am 3.4 .21 musste ich mein Seelenhund Tico gehen lassen.Tico war nie krank aber als bei ihm dann ein Lebertumor festgestellt wurde,ging es rasend schnell.Diese 14 Tage vom feststellen bis zum einschläfern waren die Hölle. Soviel wie in dieser Zeit habe ich glaube noch nie geweint. Ich stand im auf Stand-by…immer mit der Angst heute ist der Tag.Dann kam Karfreitag und Tico wich nicht von meiner Seite…er verfolgte mich überall hin.In der Nacht von Freitag zu Samstag hatte ich einen Traum. In diesem Traum sagte mir eine Stimme,,geh mit Tico zu Eurer Lieblingsstelle im Wald“.Ich bin sehr früh aufgestanden und mit Tico dorthin.Gegen Nachmittag ging es ihm so schlecht,das ich meine TA angerufen habe.Es war schlimm…ich hab sehr gelitten.Hab am Sonntag alle seine Sachen verräumt. Tage konnte ich nichts essen und hab nur geweint. Irgendwann würde es besser,aber auch jetzt kann ich noch nicht darüber reden.Es war halt mein Tico….14 Jahre lang.

    Klar stellt sich irgendwann die Frage,ein neuer Hund oder nicht.Erst Recht,wenn man ein großes Haus mit Garten hat.Jetzt hat sich leider meine berufliche Situation geändert und ich bin zu Hause.Mein Mann hat mir am Samstag ein Hund geschenkt.Ein Welpe ….andere Rasse.Am Anfang war ich sauer, aber der kleine Kerl hat mein Herz im Sturm erobert. Trotzdem plagt mich das schlechte Gewissen, das ich Tico verraten habe und ihn ersetzten will.Wie werde ich das los?
    Ganz liebe Grüße Silke

  • pipa says:

    Vor drei Monaten habe ich meinen wunderbaren Casper unerwartet verloren. Die Wochen danach war ich wie betäubt und konnte eigentlich nur noch weinen. Aber dann hat mich eine arme Hundeseele aus dem Tierschutz gerettet; der arme Kleine, er ist erst 2 Jahre alt, wartete bereits in Portugal auf seinen Tod… Obwohl ich vermutlich noch nicht ganz bereit war für einen neuen Hund, rührte mich das traurige Schicksal des süßen Kerlchens und ich wagte den Schritt. Und was soll ich sagen – wir beide haben einander gefunden und ich kann mir ein Leben ohne meinen Charlie gar nicht mehr vorstellen. Er ist ausgemacht anhänglich, hat ein reizendes Lächeln, lernt rasant schnell und freudig und wird immer mehr zu einem Herzenshund.
    Caspers Platz in meinem Herzen und in meinen Erinnerungen ist und bleibt jedoch unangefochten.

  • Silke Schuster says:

    Ich habe zurzeit zwei Shelties , wo es bisher, auch , weil die zwei noch jung sind mit 4 und 5,5 Jahren. Diese beiden sind allerdings nicht meine ersten Hunde, sondern meine Großeltern, meine Eltern und jetzt habe ich selber zwei. Ich möchte nur mal eines wissen: Wenn die Zeit gekommen ist, dass man seinen liebsten Begleiter hat gehen lassen müssen, ist es dann tragisch, sich sehr schnell wieder einen neuen Weggefährten zu holen? Meine Eltern haben immer,wenn ein Hund von uns ging sehr schnell, ca. höchstens zwei Monate später sich wieder einen neuen Hund angeschafft. nach dem Tod unseres Hovawarts im August 2014 habe ich mir auch sehr schnell wieder einen Hund geholt, Ende November 2014 habe ich damals meine erste Sheltiehündin mit 8,5 Wochen bei der Züchterin abholen dürfen. Ich habe auch meine anderen Hunde, die ich zuvor hatte, nie vergessen, und werde sie auch nie vergessen. Sie waren alle treue Begleiter für mich ihr ganzes Hundeleben lang. Und, ehrlich gesagt, wenn meine zwei mal nicht mehr sind, werde ich mir sicher wieder einen Hund anschaffen. Ohne Hund, das ist für mich kein Leben.

  • Aileen says:

    Hallo Markus,
    ich bin auf deine Seite gestoßen, als mich in einem Moment des Alleinseins wieder schlagartig die Trauer übermannt hat und ich das Gefühl hatte nie wieder glücklich sein zu können.
    Mein Seelenhündin, hat mich schon vor über 2 Monaten verlassen und im Großen und Ganzen geht es mir sehr gut. Wir hatten vor einen Zweithund in unserer Familie zu integrieren, dieser Einzug war schicksalshafterweise einen Tag nach dem Tod meiner geliebten Maus geplant. Also stellte sich uns dann die Frage: Neuer Hund ja oder nein. Wir entschieden, dass wir den Neuen Familienzuwachs holen wollten, allerdings dann doch 3 Tage später, als geplant.
    Ich erlebe die Phasen der Trauer allerdings komplett anders, als von dir beschrieben. Mit dem letzten Atemzug meiner Hündin starb etwas in mir. Meine komplette Vergangenheit war wie ausgelöscht. Auch heute noch fällt es mir schwer mich an Situationen und Erlebnisse mit ihr zu erinnern. Wenn ich Fotos sehe, dann erkenne ich zwar, dass das mein Hund war, aber er scheint mir so fremd und aus einer Zeit, die lange lange zurück liegt. An die man sich nur äußerst schwer erinnern kann, ja eher eine Erinnerung an eine Erinnerung, sozusagen. Dennoch erwischt es mich mit voller Wucht, wenn ich an sie denke. Wenn ich mir sozusagen bewusst mache, dass es da einen Hund gegeben hat, der mich in der schlimmsten Zeit meines Lebens begleitet hat.
    Mit unserer neuen Fellnase lache ich, kuschel ich, habe meine wahre Freude an ihr. Ich vergleiche sie bisweilen mit unsere alten Hündin und überlege, ob sie in diesem Alter auch diese oder jene Macke hatte. Ich lebe im Grunde mein Leben weiter. Ich frage mich schon oft, warum meine Maus sterben musste, warum so früh, und ja, ich gäbe alles dafür, sie wieder in den Armen halten zu dürfen. Sie wieder zu riechen und alle Fehler, die ich gemacht habe wieder gut zu machen. Aber ich verhandle nicht, ich akzeptiere die Situation, wie sie ist. Nur, wenn ich alleine bin und ein Impuls von außen kommt, der einen bestimmten Nerv trifft, denke ich, dass ich einfach nie wieder glücklich sein werde, dass ich an dem Schmerz vergehe.. .Wie kann das sein?

    • Emilia says:

      Hallo, erstmal tut es mir leid, dass deine Hündin gestorben ist. Als ich deinen Text gelesen habe, konnte ich alles so sehr nachvollziehen, was du geschrieben hast. Meine Hündin ist auch letzten Monat von mir gegangen und etwas von mir mit ihr. Ich kannte sie seit ich vier Jahre alt war und ob Hund oder nicht, sie gehörte zu einer der wichtigsten Personen in meinem Leben. Aber eigentlich weine ich nicht um mich und meine Bindung zu ihr, sondern ich kann mir einfach nicht klar werden, dass sie tot ist, dass sie jetzt einfach nicht mehr lebt. Ich versuche, genau wie du, auf die Zeit mit ihr zurückzuschauen und jede erfüllte Erinnerung zu sehen, doch dass was ich sehe ist der Zeitpunkt, an dem sie das Leben verlassen hat. Das legt mich dann total lahm den ganzen Tag und es ist, als würde ich nie mehr glücklich werden. Ich weiß mir leider auch bisher nicht zu helfen, das alles ist für mich immer noch frisch, aber ich wollte dir nur mitteilen, dass es überhaupt nicht unnormal ist so zu denken. Mir geht es genauso.

      • Heike says:

        Hallo Emilia und Aileen,

        ihr spricht mit meinen Worten 🙁
        Genau so geht es mir auch. Mein GoldenRetriever Jamie ging mit 13,5 Jahren vor 9 Wochen und ich tu mich auch sehr schwer an die guten Zeiten mich zu erinnern. Immer wieder muss ich an das Wochenende denken als er über die Regenbrücke ging. Immer wieder seh ich nur die letzte Zeit in meiner Erinnerung und ich bin energie und kraftlos und ohne Freude.
        So richtig herzhaft wieder lachen – unvorstellbar 🙁
        Auch schaue ich aber immer wieder nach einem Welpen, denn ich mag alleine nicht mehr spazieren gehen und der Alltag ist so sinnlos und leer ohne Hund an meiner Seite.
        Tut gut zu lesen das wir mit unserer Trauer nicht alleine sind.

  • Eva says:

    Hallo Markus, mein Name ist eva und wir mussten letzten Mittwoch unseren westie nach 17,5 Jahren einschläfern. Ich bin grad ziemlich verwirrt und hoffe dass Du mir helfen kannst. Jeder der mich und Micky kannte, also alle unsere Freunde, teilweise Patienten (mein Mann ist Arzt), weiß was Micky für mich war. Sehr viel intensiver und aufopfernder kann das Verhältnis zu einem Hund gar nicht sein. Ich hab in den letzten beiden Jahren für sie gekocht, sie war 24 Stunden rund um mich, immer und überall dabei. Ich wollte keine Sekunde ohne sie sein. Was mich jetzt so extrem verwirrt ist, dass ich nach ihrem Tod nicht am Boden zerstört bin. Ich habe das Gefühl das alles ist so weit weg, ich rieche sie nicht mehr, spüre sie nicht mehr. Ich breche nicht in Tränen aus wenn ich Ihren Korb sehe. Ich kann ruhig schlafen. Kannst Du Dir erklären warum? Sie war natürlich aufgrund ihres hohen Alters und diverser Wehwehchen schon länger nicht mehr sehr aktiv und ich habe schon längere Zeit deswegen gelitten und eigentlich schon vorher getrauert. Oft geweint, speziell in den letzten Tagen weil ich sie nicht mehr leiden sehen wollte. Ich fühle mich jetzt einfach leer und hab ein schlechtes Gewissen.
    Hast Du dafür eine Erklärung?

    Danke für Deine Nachricht
    Eva

    • Markus says:

      Hallo liebe Eva,

      dieses Gefühl der Gleichgültigkeit ist nicht unüblich und sorgt regelmäßig für Irritation. Im „Lebewohl, Fellnase“ Ratgeber gehe ich ausführlich darauf ein:

      „Die erste Phase unmittelbar nach dem Verlust lässt sich gut mit dem Begriff der „emotionalen Taubheit“ oder Apathie umschreiben.
      Obwohl die meisten Menschen intuitiv diese Phase als die schlimmste einordnen würden, ist sie es in der Regel – zumindest gemessen an der Intensität der Gefühle – nicht.
      Statt überbordender Gefühle, die wir so kurz nach dem Verlust unseres Kameraden erwarten würden, geschieht in dieser (meist kurzen) Phase emotional meist überraschend wenig.
      Vielmehr ist es Unglaube, der sich breit macht und die Überzeugung, dass alles nur ein schlechter Traum ist, der bald endet und anschließend wieder alles so gut und schön ist wie zuvor.
      Viele Betroffene berichten davon, dass sie in dieser Phase wie fremdgesteuert einfach nur funktioniert haben und sich gar nicht richtig an Geschehnisse, gefällten Entscheidungen, Gespräche etc. erinnern können.
      Besonders extrem ist dieser „Autopilot“-Modus z.B. unmittelbar nach der Einschläferung durch den Tierarzt oder bei Unfällen bei denen die Fellnase unvermittelt und plötzlich verstirbt. Die Geschehnisse rasen vorbei und ziehen wie in einem Film an einem vorüber, ohne dass wir den Eindruck haben, irgendwie eingreifen zu können oder überhaupt etwas zu spüren.
      Du kannst diese erste Phase als „Schutzpuffer“ Deines Geistes verstehen, der dafür Sorge trägt, dass Du etwas Zeit gewinnst um Dich (unterbewusst) auf die Konsequenzen des Geschehenen vorzubereiten. Auf diese Weise funktionierst Du zunächst weiter, ohne direkt unter den Eindrücken des Verlustes zusammenzubrechen.
      Die Phase wirkt wie ein Schmerzmittel, welches temporär die Symptome unterdrückt.

      Je länger Du in dieser Phase verweilst, umso eher lässt die dämpfende Wirkung nach und umso eher beginnst Du allmählich zu begreifen, dass alles kein schlechter Traum ist, sondern die vorerst deprimierende Realität.
      Einige Betroffene neigen in dieser Phase (meist bereits etliche Tage nach der endgültigen Bestattung des Tieres) auch zu irrationalen Gedanken und Verhaltensweisen, und klammern sich an die Hoffnung, dass die Fellnase wie durch ein Wunder doch plötzlich wieder vor ihnen steht und das Abendessen verlangt.
      Mitunter wird auch zu Gott, dem Universum oder einer anderen höheren Macht gebetet, dass unter inständiger Gelobung von Besserung das Schicksal noch einmal zurückgespult und ein zweiter „Versuch“ gewährt wird.“

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