Tizian, † am 29.11.2024

Hallo, mein Morkel. Heute vor 2 Monaten bist du eingeschlafen. Dabei wäre dein erst sechster Geburtstag im März gewesen. Mit großer Sorge, aber zuversichtlich sind wir zusammen zum Arzt. Das letzte Röntgenbild sah nicht gut aus. Aber was an diesem Tag folgte, hat mich nur zusammenbrechen lassen. Seither ist alles anders. Du wurdest mir genommen und ich konnte gar nicht richtig Abschied nehmen. Alles ging so schnell. Diagnose Krebs nach all den Untersuchungen, der ganzen Tortur. Alles hast du tapfer ertragen. Du wurdest immer langsamer, leiser, in dich gekehrter. Du wusstest, dass was nicht stimmt. Hast es mir gezeigt und ich habe dich immer wieder vorgestellt. Nichts zu finden. Hast gebrummt beim Anlegen deines Geschirrs, konntest dich nach dem Essen nicht mehr ablegen, hast Leckerlis verschmäht und viel geschlafen, brauchtest immer mehr Pausen beim Spaziergang und hattest einen traurigen Blick. Dabei haben deine Augen immer so geleuchtet, waren wach und neugierig. Dieser Scheiß hat dich verändert, hat aus meinem lustigen Strolch einen müden Hund gemacht. Du schienst um Jahre gealtert. Vor unserem letzten Urlaub im September waren wir auch nochmal zum Check. Ob alles in Ordnung wäre. Du wirktest so schlapp. Machen Sie sich keine Sorgen, alles in Ordnung und einen schönen Urlaub, hieß es. Wir fuhren, wanderten, machten Ausflüge. Wir kamen zurück und es wurde nicht besser. Wir gingen nochmal und wollten die Blutwerte wissen. Blut wurde entnommen, wieder wurde nichts festgestellt. Verstehe einer, warum. Dann habe ich auf das Röntgenbild gedrängt. Da war dann zu erkennen, dass was nicht stimmt. Ultraschall und weitere Bilder haben die Scheiße entlarvt. Dass du Schmerzen hast und erlöst werden solltest, hieß es. Die Falltür im Boden ging auf, es gab kein Halten mehr. Ich habe dich gehen lassen und weiß nicht wohin. Danach nur ein einziges Schreien. Ich weiß nicht wie ich nach Hause gekommen bin. Alles war verschwommen, Rotz und Wasser und Hilflosigkeit. Da lagst du nun im Auto, leblos und ich saß da und musste es akzeptieren. Seither habe ich keinen Wecker mehr, keinen Grund durch den Regen zu laufen. Kein zwischen-die-Beine-schieben, während ich mir die Schuhe anziehe, kein ungeduldiges Treten gegen die Tür, wenn es nicht schnell genug geht. Kein Kampf mit den größten Stöckchen, diese zu balancieren und kilometerweit zu tragen. Kein Verbellen mehr von Pferden, Kühen, Schafen, kein Toben am Strand, kein Aufscheuchen von Krähen oder frechen Möwen. Kein Ballspielen oder nur einfaches Dasitzen, um zu beobachten. Keine Schnute an Sessel und Wand abwischen, kein Köpfchen auf dem Knie ablegen, keiner, der Fliegen fängt und Fensterscheiben beleckt, kein zärtliches Wecken am Morgen, kein lustiges Fangen von Schneeflocken, keine Urlaube oder Geburtstags-Zoobesuche … Du hast dich nie jemandem angebiedert, wusstest genau, wer deine Zuneigung erhält, ein toller Freund, der beste, den ich haben konnte … Es ist alles so still ohne dich, keiner schimpft, bettelt oder möchte raus. Du fehlst mir so sehr, mein kleiner Stinker. Ich bin komplett inkomplett. Ohne mein Bärchen bin ich nur ein halber Mensch. Und immer wieder fließen Tränen, weil mein einziger echter Freund gegangen ist.

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2 Kommentare

  • Anja Baum says:

    Fühl dich von mir in den Arm genommen

    Ich kenne das Gefühl , meine kleine Lucy ist 29 Monate nicht mehr da
    Lucy durfte nur 8,5 Jahre alt werden
    Bei uns ging alles ganz schnell

    Gestern war die Welt noch ok und dann der nächste morgen
    Lucy bekam keine Luft mehr

    Dann die Ernüchterung Tumor am Herz
    Für mich stand fest das Lucy nie leiden sollte
    Ich selber habe Krebs und ich würde sich nicht kämpfen
    Nicht für jeden
    Preis
    Das leben muss noch lebenswert sein
    Und nicht nur dasein mit schmerzen

    Der Verstand weiß das es richtig war , sie gehen zulassen aber das Herz will und kann es nicht verstehen
    Selbst jetzt noch nicht

    Ich war auch nur am weinen , kam nicht mehr klar

    Ich wünsche dir viel Kraft
    Mein tiefes Mitgefühl 🌈🥀🐾

    Weisst du was mir geholfen hat , morgens wenn ich am Himmel hoch sah und die Sterne 🌟 waren am Himmelszelt
    Dann habe ich mir vorgestellt Lucy sitzt auf den schönsten und hellsten Stern und guckt auf mich herunter

    Anja mit der kleinen Abby und Lucy im Herzen ❤️❤️❤️

    • Heiko says:

      Hallo Anja,

      vielen lieben Dank für deine tröstenden Worte. Das hilft mir sehr. Es ist schwer, Jemanden zu finden, der einen solchen Verlust richtig einzuschätzen weiß. Es ist ja nur ein Hund.
      Nein, es nicht NUR ein Hund. Es ist so viel mehr …

      Ich wünsche dir ebenso viel Kraft und Zuversicht und fühle mit dir.

      Heiko mit Tizian ❤️ und Basco ❤️ tief im Herzen

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